Nilpferdjäger, Weber, Salzhändler. Wirtschaftliche Strategien und soziale Organisation der Haro Südäthiopiens im Wandel (Master Thesis, with an English summary)

Literature
Maintained by Stephan Henn
Created at 19.11.2018

Abstract

Die von Prof. Michael Bollig betreute Magisterarbeit befasst sich mit der ethnischen Minorität der Haro, deren ethnologische Klassifikation sich nicht durch eine einzige Wirtschaftsweise bestimmen lässt. Gruppen, die bisher aufgrund einer nur einseitig erfassten Ökonomie mal als Handwerker, Wildbeuter, zuweilen aber auch als Händler bezeichnet wurden, nehmen zwischen den ländlichen Bevölkerungen Südäthiopiens eine besondere gesellschaftliche Stellung ein. Ethnische Minoritäten wie auch die der von Fabienne Braukmann untersuchten Haro, die auf der Insel Gidicho im Abayasee und an den Ufern des Sees leben, stellen ein Faszinosum für die Regionalethnographen dar. Die Einordnung von Gesellschaften und Gruppen wie die der Haro, deren Ökonomie sich durch Mischformen und Kombinationen verschiedener wirtschaftlicher Aktivitäten auszeichnet, stellte die Ethnologie bis in die 80er Jahre hinein vor Probleme. So hat auch die Literatur zu Äthiopien über mehrere Dekaden diskutiert, ob es sich bei diesen Gesellschaften um "versprengte" Restgruppen früherer Jägergesellschaften handelt oder ob sie als Kasten zu bezeichnen sind. Gemeinsames Merkmal solcher Gruppen ist es, dass bei ihnen nicht von einer singulären Wirtschaftsform gesprochen werden kann, sondern, dass sie die unterschiedlichsten Subsistenzstrategien miteinander mischten. So spielten eine spezialisierte Jagd, handwerkliche Tätigkeiten, aber auch rituelle Dienstleistungen für die dominanten Bevölkerungsgruppen in Äthiopien eine wichtige Rolle. Das Frankfurter Frobenius-Institut startete in den 1950er Jahren eine Expedition nach Südäthiopien, die sich u.a. mit diesen ethnographischen "Rätseln" beschäftigte. Bei den Haro ist die Jagd auf Nilpferde und neben der Weberei auch der Handel mit benachbarten Bevölkerungen üblich. Während die Nilpferdjagd jedoch seit mehreren Dekaden abnimmt, gewinnt das Fischen in der jüngeren Zeit mehr und mehr an Bedeutung. Da alle diese Gruppen und so auch die Haro zumeist endogam sind und von den dominanten Bevölkerungen des Gebietes verachtet werden und am unteren Ende der sozialen Hierarchie des Gebietes stehen, wurden sie in den 1970er und 1980er Jahren als Kasten bezeichnet. Dies stellt jedoch ein Problem dar, da die übrige Gesellschaft im Gegensatz zu Indien, nicht nach Kasten geordnet ist. Somit bietet sich der umfassendere Begriff "Peripatetiker" eher als Ordnungskriterium an um die Haro und ähnliche Gruppen einzuordnen. Frau Braukmanns Magisterarbeit ist eine der wenigen Arbeiten, die sich auch empirisch mit diesen Gruppen beschäftigt und verdient daher eine besondere Beachtung.

Resources

Bibliography

Braukmann, F. (2012): Nilpferdjäger, Weber, Salzhändler. Wirtschaftliche Strategien und soziale Organisation der Haro Südäthiopiens im Wandel (Master Thesis, with an English summary). – In: Kölner Ethnologische Beiträge

authorBraukmann, Fabienne
journalKölner Ethnologische Beiträge
keyFabienneBraukmann2012
number41
typearticle
urlhttp://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:38-48954
year2012
Currently offline, some contents may be unavailable